Hochschulwettbewerb Musikpädagogik der RKM

Der Hochschulwettbewerb Musikpädagogik wendet sich sowohl an Lehramts­studie­rende wie an Studie­rende der Instru­mental- und Gesangs­pädogogik. Beide Berei­che sollen in ihrer Viel­falt und Attrak­ti­vität sicht­bar ge­macht und zur Gel­tung gebracht werden.

Mit diesem Wettbe­werb macht die Rek­to­ren­konferenz der deutschen Musik­hoch­schulen (RKM) auf die Bedeu­tung musikalischer Bildung öffentlich aufmerksam. Damit bekunden die deutschen Musikhochschulen ihr Engagement für Musik­päda­gogik und ihren An­spruch auf Exzellenz in der Lehre­rinnen- bzw. Lehrer­bil­dung und den künstlerisch-päda­go­gischen Studien­gängen. Beide Berei­che sollen in ihrer Viel­falt und Attrak­ti­vität sicht­bar gemacht und zur Gel­tung gebracht werden.

Ausgezeichnet werden hervorragende eigen­ständige musik­päda­go­gische Arbei­ten, deren Themen aus dem gesamten Spek­trum der in den Studien­gängen reprä­sen­tierten Handlungs- und Aufgaben­felder gewählt werden können.

Die Konzeption dieses bereits seit 2009 ausge­tra­genen Wett­bewerbs wurde jetzt grund­legend über­arbeitet. Der Wett­be­werb wird von der Rektoren­konferenz der deutschen Musik­hoch­schulen (RKM) in Kooperation mit den preis­stiftenden Verbänden Bundesverband Musikunterricht (BMU) und dem Verband deutscher Musikschulen (VdM) ausgerichtet.

 

Preisträger:innen 2024

1. Preis - „Wie Wir Klingen"

Hanna Ehnes, Hochschule für Musik und Tanz Köln

Selbstgesteuerte Arrangierprozesse mit Erwachsenen Amateursänger*innen

Was geschieht, wenn Sänger*innen selbst über die Musik entscheiden, die sie im Chor singen möchten? Wenn sie nicht nur die Stücke auswählen, sondern auch ihre Arrangements selbst entwickeln? Was passiert, wenn eine Gruppe die Entscheidungsmacht für den gemeinsamen Prozess und die musikalische Gestaltung bekommt?

Diesen Fragen ist das Bachelorprojekt ‚Wie Wir Klingen‘ nachgegangen. Über einen Zeitraum von 10 Wochen entwickelte ein Gruppe Amateursänger*innen Arrangements zu von ihnen ausgewählten Stücken. Dabei trafen sie nahezu alle Entscheidungen, sowohl was die Prozessgestaltung als auch was musikalische Entscheidungen angeht, selbstgesteuert und ohne Vorgaben. Im Zentrum stand die Ermächtigung der Sänger*innen, selbst mit musikalischem Material umzugehen und es nach ihren Wünschen gestalten zu können.

‚Wie Wir Klingen‘ orientierte sich als prozessorientiertes, partizipatives Projekt an Grundsätzen der Community Music. Eine besondere Herausforderung lag in der Rolle der Leitung, die den Teilnehmenden Wissen und Methoden für die Arrangements näherbringen musste, ohne dabei in die Ideenentwicklung und Entscheidungsprozesse der Gruppe einzugreifen.

Der Erfolg des Projekts zeigte sich am Feedback der Teilnehmenden. Mit großer Mehrheit gaben sie an, sich durch ihre Teilnahme bereichert zu fühlen, viel gelernt und neue Erfahrungen gemacht zu haben. Auch ihre musikalische Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit wurde gestärkt. Aufgrund der großen Resonanz und vieler Interessierter wurde bereits ein Nachfolgprojekt durchgeführt, was wiederum zeigt, wie groß das Interesse an partizipativen, offenen Musizierangeboten ist und wie wichtig dieses Handlungsfeld für Musikpädagog*innen ist.

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2. Preis - „SchMAus"

Florian Öttl, Rebekka Rebmann, Joline Richter, Niklas Zaberer, Anna Zimmermann, Hochschule für Musik Würzburg, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim

SchMAus steht für SchulMusikAustausch und ist ein Zusammenschluss von Studierenden des Lehramts Musik aus ganz Deutschland. Jedes Semester organisiert SchMAus ein mehrtägiges bundesweites Treffen, bei dem sich Studierende über ihr Studium austauschen und sich miteinander vernetzen. Dazu gibt es Workshops, die von Dozierenden geleitet werden, außerdem AGs, die von Studierenden angeboten werden. In den vergangenen Semestern waren unter anderem die Musikhochschulen in Würzburg, Essen, Hamburg, Detmold und München bereits Gastgeberinnen der SchMAus-Treffen. Informationen und Anmeldung zu den kommenden Treffen: www.schulmusikaustausch.de/nachstes-treffen

SchMAus ist ein eigener Teil des BMU, der sich innerhalb des Jungen Forums Musikunterricht (JFM) vernetzt.

Zu SchMAus

 

3. Preis - „Bietet der Musikunterricht der Grundschule einen Nährboden für Abhängigkeiten, Grenzverletzungen und Machtmissbrauch?"

Magdalena Appelhans, Hochschule für Musik und Theater Hamburg

Exposé zu einer wissenschaftlichen Arbeit über Nähe und Distanz im Rahmen des Schulmusikstudiums

Das empirische Forschungsvorhaben wurde im Rahmen der Masterarbeit durchgeführt und geht der Frage nach Bewusstsein und Deutungsmustern Hamburger Grundschullehrkräfte hinsichtlich des Umgangs mit Nähe und Distanz im Musikunterricht der Grundschule nach. Denn neben Instrumentalunterricht ist auch der Musikunterricht an allgemeinbildenden Schulen vom jüngsten Diskurs um Berührungen, Grenzverletzungen und Macht betroffen. Dabei müssen neben körperlichen auch emotionale und mentale Formen bei der Nähe-Distanz-Regulationen mitbedacht werden. Besondere Herausforderungen ergeben sich bei der Regulation im Musikunterricht der Grundschule sowohl durch Merkmale pädagogischer Beziehungen als auch durch musikspezifische Besonderheiten. Wie diese Aufgabe in der Praxis bewältigt wird, wird im Rahmen dieser Arbeit durch leitfadengestützte Interviews mit vier Hamburger Grundschullehrkräften, die das Fach Musik unterrichten, ermittelt und anschließend durch eine qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Dabei wurden Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Lehrkräfte hinsichtlich der Gestaltung der pädagogischen Beziehung, der Situationen, in denen Nähe und Distanz im Schulalltag begegnen, eigener Präferenzen und Grenzsetzungen, Geschlechteraspekte, (Un-)Si- cherheiten, Unterschiede zwischen Schüler:innen sowie der Bewertung der Relevanz sicht- bar. Diese Ergebnisse wurden anschließend mit theoretischen Erkenntnissen in Verbindung gebracht. Dabei wurde festgestellt, dass sich zahlreiche Erfahrungen dieser Lehrer:innen mit den in der Literatur präsenten Herausforderungen des Musikunterrichts und der pädagogischen Beziehung gleichen. Neben der Regulation von Nähe und Distanz bei Hilfestellungen, stellt sie auch im Kontext des Singens und der Musikrezeption eine Herausforderung dar. Erschwert wird dies ebenso durch die im Musikunterricht geforderte und geförderte emotionale Ausdrucksfähigkeit. Die Bewältigung dieser Handlungsprobleme bedürfen eine Strukturierung und Reduktion durch handlungsleitende, unbewusste Deutungsmuster, die im Rahmen der Forschungsarbeit durch die dokumentarische Methode nach Bohnsack rekonstruiert werden konnten.

Auf Grundlage der beiden Auswertungsmethoden konnten trotz teils bestehender Vorerfahrungen und Wissen um Nähe-Distanz-Regulationen in der Schule Unsicherheiten im Handeln festgestellt werden, die zum Teil mit einer starken Distanzierung aus Vorsicht einhergehen. Trotzdem wurde die Relevanz von Nähe und Distanz für (über-)fachliche Ziele, spezifische Bedarfe und den (außer)unterrichtlichen Kontext durch die interviewten Lehrer:innen betont und zugleich das Ausbleiben in unterschiedlichen Aus- und Fortbildungsstationen für (angehende) Lehrkräfte beklagt. Deshalb wurden Konsequenzen für professionelles pädagogisches Handeln im Spannungsfeld von Nähe und Distanz im Musikunterricht der Grundschule formuliert, die zum einen im Rahmen der Aus- und Fortbildung dem Aufbau notwendiger Kompetenzen und Haltungen dienen und zum anderen konkrete Implikationen für den Musikunterricht der Grundschule unter Berücksichtigung musikpädagogischer Spezifika liefern.

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3. Preis - "Musiklehrpersonen als Manager von Wissen und Informationen"

Viviane Hammermüller, Hochschule für Musik Würzburg